Auch bei der Altersvorsorge würden die Deutschen auf Nachhaltigkeit setzen laut einer aktuellen Umfrage. Erschwert wird dies allerdings oft durch die fehlende Transparenz der Produkte. Dabei setzt auch bei den Anbietern ein Umdenken ein.
Riester-Anbieter, die in Waffentechnik oder Kohlekraftwerke investieren? Lebensversicherer, die Landraub und Kinderarbeit unterstützen? All das wollen viele Deutsche nicht, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Start-ups Vantik zeigt.
Die Umfrage unter 8.604 Bürgerinnen und Bürgern ab 18 Jahren belegt eher, dass die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz auch in der Altersvorsorge gefragt sind. Auf die Frage: „Wie wichtig wären Ihnen soziale, umweltbezogene und ethische Kriterien, wenn Sie aktuell ihre Altersvorsorge wählen würden?“, antwortete fast jeder zweite Befragte (47,5 Prozent) auf einer Skala mit „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“. Dass Nachhaltigkeit für sie keine Bedeutung hat, gab hingegen etwa jeder Dritte zu Protokoll (32,2 Prozent). Die restlichen Befragten hatten hierzu keine genaue Meinung bzw. äußerten sich neutral.
ESG-Kriterien erleichtern Orientierung
Die Studie zeigt folglich, dass Nachhaltigkeit auch in der Altersvorsorge kein Nischenthema ist und ein Markt da wäre: auch wenn die Anbieter mit der Bereitstellung entsprechender Produkte noch hinterherhinken. Aber auch hier setzt bereits seit Jahren ein Umdenken ein. So können sich interessierte Kundinnen und Kunden etwa informieren, ob und in welchem Umfang der Versicherer beim Anlegen der Kundengelder sogenannte „ESG-Kriterien“ berücksichtigt. „ESG“ steht für „Environment, Social and Governance“. Das bedeutet, dass die Unternehmen sehr gute Ergebnisse im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung zeigen müssen. Sozial unverträgliche Branchen wie Rüstung oder Glücksspiel werden zugleich ausgeschlossen.
Nachhaltige Anlagen bedeuten nicht, dass man Abstriche beim Ertrag machen muss. Viele nachhaltige Investments stehen klassischen Anlagen in puncto Rendite nicht nach. Trotzdem kann es passieren, dass eine solche zu Lasten von Rendite sowie Sicherheit und Liquidität geht. Wer auf eigene Faust in grüne und soziale Unternehmen investieren will, sollte sich deshalb zuvor genau informieren, erst einmal langsam erste Erfahrungen sammeln und den Anteil nachhaltiger Investments schrittweise erhöhen. Auch sollte bei solchen Anlagen darauf geachtet werden, dass die Risiken gestreut sind und die Investments zur Anlagestrategie passen. Die Pleite von so manchem Windkraft-Anbieter, bei denen Kleinanleger ihre Altersvorsorge verloren, sollte hier ein mahnendes Beispiel sein: Gute Absichten bedeuten noch kein gutes Investment!
Positiv: Ein Bewußtseinswandel setzt auch bei den Versicherern ein. So hat eine Stichprobe von „Finanztest“ 2017 gezeigt, dass sich immerhin 15 von untersuchten 24 Versicherern verpflichten, nicht in Waffentechnik zu investieren. Auch beginnen zunehmend die Gesellschaften, ihr Portfolio auf grüne Technik umzustellen: zum Beispiel, indem sie Investitionen in klimaschädliche Kohle begrenzen oder mittelfristig ganz aussetzen. Hierbei gilt es zu bedenken, dass die Versicherer viele lang laufende und festverzinsliche Papiere haben, die sie nur mit großen Verlusten im Niedrigzins-Umfeld abstoßen könnten, oft zum Schaden der Kunden. Mit anderen Worten: Der Wandel braucht Zeit.
Doch welche Themen sind den Kundinnen und Kunden besonders wichtig? Bei jenen, die auf Nachhaltigkeit achten, landet das Thema Umweltschutz mit 47 Prozent Zustimmung nur auf Rang zwei, Klimaschutz mit 46,2 Prozent gar auf Rang vier. Noch wichtiger ist den Befragten das Wahren der Menschenrechte (60 Prozent). Auch, dass die Versicherer und andere Anbieter keine Kinderarbeit fördern, ist den Befragten sehr wichtig: 47,3 Prozent stimmten dem zu.
Wer nachhaltig vorsorgen will, kann eine Expertin bzw. einen Experten ansprechen, welche Möglichkeiten es dazu gibt und wie sich der eigene Versicherer hier positioniert. Es gibt zum Beispiel fondsgebundene Riester-Policen mit ethischen Ausschlusskriterien oder Nachhaltigkeitsfonds.
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