In den letzten Jahrzehnten hat sich der demografische Wandel in Deutschland stark beschleunigt, was massive Herausforderungen für das Rentensystem mit sich bringt. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass viele Rentnerinnen und Rentner bedauern, sich ausschließlich auf die gesetzliche Rente verlassen zu haben.
Der Mangel an privater Vorsorge führt bei vielen zu finanziellen Engpässen im Ruhestand – ein Fehler, den sie rückblickend gerne vermeiden würden.
Warum die gesetzliche Rente oft nicht ausreicht
Die gesetzliche Rentenversicherung basiert auf dem sogenannten Umlageverfahren: Die derzeitigen Rentner werden durch die Beiträge der Erwerbstätigen finanziert. Doch die sinkende Geburtenrate und eine steigende Lebenserwartung stellen das System vor große Probleme. Bereits heute wird ein erheblicher Teil der Renten aus Steuermitteln finanziert, und es wird erwartet, dass die Rentenbezüge weiter sinken. Diese Entwicklung führt dazu, dass für viele Rentner die gesetzliche Rente nicht mehr ausreicht, um den Lebensstandard im Alter zu sichern.
Laut der HDI-Studie im Februar 2024 haben fast zwei Drittel der Rentner keine zusätzliche private Vorsorge getroffen – eine Entscheidung, die viele nun bereuen. Besonders betroffen sind Frauen und Angestellte, von denen 67 Prozent beziehungsweise 66 Prozent ausschließlich auf die gesetzliche Rente gesetzt haben. Mehr als 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie rückblickend mehr privat vorgesorgt hätten.
Frühzeitige Ratschläge an das "jüngere Ich"
Angesichts dieser Situation würden viele Befragte ihrem jüngeren Selbst raten, frühzeitig eine Lebensversicherung oder eine Rentenversicherung abzuschließen und die vermögenswirksamen Leistungen ihres Arbeitgebers zu nutzen. Diese finanziellen Instrumente bieten langfristige Sicherheit und können helfen, Rentenlücken zu vermeiden. Ebenfalls hoch im Kurs steht die Inanspruchnahme professioneller Beratung, um eine fundierte und individuell passende Strategie zu entwickeln.
Wichtige staatliche Maßnahmen
Neben privater Vorsorge sehen die Rentner auch den Staat in der Pflicht. Maßnahmen wie Förderung und Zuschüsse zur Altersvorsorge (20 Prozent), ein digitales Rentenkonto (19 Prozent) und verstärkte staatliche Aufklärung (17 Prozent) wurden als besonders hilfreich eingestuft, um finanzielle Nachteile zu vermeiden. Diese Vorschläge zeigen, wie wichtig es ist, dass nicht nur individuelle, sondern auch staatliche Schritte unternommen werden, um Altersarmut vorzubeugen.
Der späte Start der privaten Vorsorge
Unter denjenigen, die privat vorgesorgt haben, gibt nur ein Viertel an, damit bereits vor dem 30. Lebensjahr begonnen zu haben. Die meisten fangen erst nach dem 40. Lebensjahr mit der Vorsorge an, was erhebliche finanzielle Einbußen zur Folge haben kann. Besonders bei Frauen zeigt sich eine deutliche Verzögerung im Vergleich zu Männern: 42 Prozent der Frauen beginnen erst spät mit der privaten Altersvorsorge.
Beliebte Vorsorgemaßnahmen
Diejenigen, die privat vorgesorgt haben, setzten in erster Linie auf die betriebliche Altersvorsorge (47 Prozent), gefolgt von Lebens- und Rentenversicherungen (42 Prozent) sowie Wohneigentum (41 Prozent). Weniger beliebt sind Wertpapiere wie Aktien oder Fonds, die nur 24 Prozent der Befragten nutzen. Betriebsrenten machen bei 28 Prozent der Rentner einen wesentlichen Teil des Einkommens aus.
Erwartungen und finanzielle Sorgen im Ruhestand
Interessanterweise berichtete die Studie, dass 62 Prozent der Rentner kurz vor dem Ruhestand positive Erwartungen hatten. Sie freuten sich auf mehr Zeit für sich selbst und ihre Interessen. Doch auch finanzielle Sorgen waren weit verbreitet: Fast die Hälfte der Befragten befürchtete, nicht genug Geld für den Alltag zu haben. Sorgen über Einsamkeit und Langeweile spielten im Vergleich eine geringere Rolle.
Fazit: Vorsorge beginnt früh
Diese Studie zeigt, wie wichtig es ist, sich frühzeitig Gedanken über die private Altersvorsorge zu machen. Ein blinder Glaube an die gesetzliche Rente reicht nicht aus, um im Alter finanziell abgesichert zu sein. Individuelle Vorsorgemaßnahmen, eine professionelle Beratung und das Nutzen von staatlichen Fördermöglichkeiten sind entscheidende Schritte, um die finanzielle Sicherheit im Ruhestand zu gewährleisten.
Ihr L&R FinanzKonzepte Team mit dem Finanzblog für Akademiker